Zu den Äußerungen des Bundesfrauenministeriums und der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA) zur Bekämpfung der Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern erklärt die Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) und Präsidiumsmitglied der SPD, Elke Ferner:
Die Fakten sind bekannt. Auch wenn in unserem Land Löhne und Gehälter des Einzelnen zu den am besten gehüteten Geheimnissen gehören, sind die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern unübersehbar und statistisch belegt - und das schon seit langem! Wir begrüßen, dass nun auch Ministerin von der Leyen und Arbeitgeberpräsident Hundt diese Ungerechtigkeit zwischen Frauen und Männern angehen wollen.
Allerdings dürfen Frauen durchaus skeptisch sein, ob die Ministerin und die Wirtschaft das Problem wirklich ernsthaft angehen wollen. Die freiwillige Vereinbarung zwischen Bundesregierung und Wirtschaft ist noch nicht einmal halbherzig umgesetzt worden. Geändert hat sich so gut wie nichts. Und ob diejenigen, die das Antidiskriminierungsgesetz vehement bekämpft haben, die richtigen sind, um Lohndiskriminierung zu beseitigen, darf zu Recht bezweifelt werden.
So richtig es ist, dass Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine Ursache für die Einkommensunterschiede sind, so unvollständig ist dieses Bild. Nicht nur Mütter, sondern auch Frauen, die keine Kinder haben, werden schlechter bezahlt als Männer - nicht weil sie weniger qualifiziert oder weniger leistungsbereit sind als Männer, sondern aus einem einzigen Grund: weil sie Frauen sind.
Darüber verliert die Bundesfrauenministerin kein Wort. Auch nicht darüber, mit welchen verbindlichen Maßnahmen der beschämend niedrige Anteil von Frauen in Führungspositionen gesteigert werden soll. Diskriminierende Steuerklassen und ein konservatives Familienbild, das dem männlichen Ernährermodell anhängt und (Ehe )Frauen vor allem als Zuverdienerin betrachtet, sind ebenfalls große Hemmnisse, die weit über Fragen der Vereinbarkeit hinaus gehen. Hierzu schweigen die Ministerin und Präsident.
Die Frauen wollen und können ihr Potenzial in der Wirtschaft unter Beweis stellen. Sie sind gut ausgebildet und sie müssen für gleiche und gleichwertige Arbeit genauso bezahlt werden wie ihre männlichen Kollegen - in typischen so genannten Frauenberufen wie auch in Berufen, die heute noch Männerdomäne sind. Nur weil ein Beruf von vielen Frauen ausgeübt wird, ist dies noch lange kein Grund, ihn geringer zu schätzen und schlechter zu bezahlen.
Frau von der Leyen muss ihrer Rolle als Frauenministerin gerecht werden. Die offenkundige Lohnungleichheit in Deutschland und die beschämend geringe Zahl von Frauen in Führungspositionen machen ein Gleichstellungsgesetz in der Privatwirtschaft dringend erforderlich.